Schlagzeug/Percussion

Das Schlagzeug

SchlagzeugDas Drumset ist ein ungeheuer faszinierendes Musikinstrument mit hohem Fun-Faktor. Wie der Name Drumset schon sagt, besteht so ein Set aus mehreren Einzelinstrumenten. Zu den verschiedenen Trommeln wie Bass Drum (große Trommel), Snare (kleine Trommel) und diversen Toms kommen ja auch noch einige Becken, und das alles wird auf dem zugehörigen Ständermaterial, der Hardware, montiert. Die wichtigsten Schläge in Rhythmen (Downbeats und Upbeats eines Grooves) werden vorrangig auf Bass Drum und Snare Drum gespielt, dazu wird auf den Becken mit anderen Schlagfiguren begleitet. Für Fill-ins kommen die meist melodisch gespielten Toms für verschiedene Klangfarben hinzu. Bei Drummern ist also die Koordination aller vier Gliedmaßen gefragt, denn neben den beiden Händen spielen die beiden Füße noch auf den Pedalen für die große Trommel und der Hihat.

So ein Schlagzeug Set lässt sich natürlich gehörig erweitern, vom kleinsten Miniset mit drei Trommeln bis hin zum Mega-Monster-Schlagzeug-Set mit vier Bass Drums, einigen Snare Drums und dreiundzwanzig Toms ist eigentlich alles auf den Bühnen dieser Welt zu sehen. Auch beim Finish ist mittlerweile alles möglich, vom edlen Naturlook einer Holzart bis hin zum auffällig glitzernden Finish eines Sparkle-Lacks oder einer per Airbrush aufgebrachten Sonderlackierung werden selbst ausgefallenste Wünsche befriedigt. Bei Schlagzeug Sets der günstigeren Preislagen wird oft eine robuste Folie als Außenhaut verwendet. Die sollte allerdings gut verklebt sein, im Idealfall ist sie vollflächig mit dem Kessel verbunden und schwingt dann mit, das würgt den Klang der Trommel nicht ab.

Im Laufe der Zeit hat sich ein fünfteiliges Schlagzeug Set (five piece set) als Grundform etabliert, so viel Schlagzeug sollte von Anfang an drin sein. Irritierenderweise sind mit den fünf Teilen allerdings nur die Trommeln gemeint, und zwar eine Bass Drum, dazu drei Toms und eine Snare. Ein so genanntes Standardset hat die Größen 22" Bass Drum, 14" Snare, dazu Toms in 12" und 13" auf der Bass Drum montiert und ein Standtom in 16". Andere Sets mit kleinerer 20er oder gar 18er Bass Drum und 10er, 12er und 14er Toms heißen oft Fusion oder Jazzsets. Das variiert allerdings von Anbieter zu Anbieter, denn nur ganz grob lassen sich die Trommeln eines Schlagzeug Sets in groß, laut und heavy für eben jene härtere Musikrichtungen wie Rock, Pop, Heavy Metal etc. oder eher kleinere Größen für Jazz und feinere Musikstile unterscheiden. Trotzdem definieren solche Bezeichnungen wie Jazzset oder Heavy Kit schon mal das grobe Einsatzgebiet des Schlagzeugs. Ganz nebenbei schwören Drummer heute eher auf gleiche Abstände bei den Tomgrößen wie etwa 10", 12", 14", 16" usw., denn damit sind beim Stimmen gleichmäßig tonale Abstände machbar, die ungleichen Schritte vom 12er über das 13er zum 16er wie beim altbekannten Standardset entfallen.

Die Größe bestimmt also den Sound, aber nicht zuletzt auch den Aufbau eines Schlagzeug Sets. Ein Zoll (1") sind etwa 2,54 cm, eine 22er Bass Drum ist also immerhin 55,88 cm hoch, und darauf kommen ja auch noch die Toms. Junge Einsteiger sollten also eher kleinere Trommelgrößen wählen, um alles auch komfortabel aufbauen zu können. Das wird oft unterschätzt und bringt gleich falsche Bewegungen ins Spiel, die später wieder mühsam wegtrainiert werden müssen. Wichtig für den Aufbau ist daher nur, dass man sich wohlfühlt und alles locker erreichen kann.

Seit langer Zeit sind Drums aus mehreren (meist sechs bis neun) Schichten Ahorn, Buche oder Birke mit ihren ausgewogenen Allroundsounds die erste Wahl der Profis. Neben einigen Exoten wie der dunklen Walnuss oder harten Kirsche im Holzbereich hat sich vor allem auch das edle Bubinga mit seinem dunklen und gleichzeitig brillanten Charakter einen festen Platz sichern können. Einsteigerdrums werden oft aus philippinischem Mahagoni (Sammelbegriff für verschiedene günstige Holzarten) oder Basswood (Linde) hergestellt, was aber nicht heißt, dass solch ein Schlagzeug Set nicht klingen mag. Vielmehr kommt es auf saubere Verarbeitung aller Teile an, mit einer exakt geschnittenen Fellauflagekante oben und unten. Am Kessel können auch die etwas weicheren und grobporigen Hölzer wie Linde ihren tiefmittig druckvollen Klang richtig gut entfalten.

Die Art der Fellauflagekante spielt neben Kesselgröße und –material die größte Rolle beim Klang. Von scharf geschnitten mit wenig Fellkontakt bis hin zu weich abgerundeten Kesselkanten, die das Fell schon massiv berühren und damit leicht bedämpfen, ist alles drin.

Generell gelten folgende Faustregeln für den Klang bei Schlagzeugen:

  • Je härter ein Material ist, desto heller, klarer und definierter ist der Ton.
  • Dunkle Hölzer klingen meist auch tiefer und dunkler, weicheres Holz klingt wuchtiger, runder und ist präsent im Bereich der Tiefmitten.
  • Dünnere Kessel bringen voll resonierende Sounds mit viel Tiefe. Sie sind im Gegensatz zu dickeren - und damit lauteren und helleren- Versionen sensibler spielbar. Mit steigendem Durchmesser wird der Ton einer Trommel immer tiefer klingen.
  • Trommeln mit geringer Kesseltiefe sprechen sensibler und mit mehr Ton an, tiefere Kessel benötigen mehr Kraft beim Anschlag, klingen dann aber fetter und lauter.
  • Verstärkungsringe oben und unten am Kesselrand machen den Bereich dort starrer und leiten die Energie der Felle direkter in den Kessel, der Klang entfaltet sich schnell. Durch die leicht eingeschränkten Schwingungen wirkt der Sound kompakter und leicht komprimiert.
  • Je schärfer die Gratung (Fellauflagekante), desto offener und dynamischer der Sound. Wärmere und tieffrequente Sounds mit fülligem, aber schneller ausschwingendem Sustain gibt es mit der größeren Auflagefläche bei gerundeten Gratungen.
  • Die inneren Holzlagen im Kessel haben größeren Einfluss auf den Sound der Trommel, die Außenlagen betören mehr das Auge.
  • Gute Felle lassen ein günstiges, aber gut gestimmtes Schlagzeug gut klingen, ein teures Markenset mit billigen Fellen wird dagegen nie wirklich edel klingen.
  • Die eigenen Ohren sollen entscheiden!

Aus all diesen Faktoren kreieren die Firmen so etwas wie ein eigenes Sounddesign, da kommt dann sogar die Kessel-Hardware (also alle Spannböckchen, die Spannreifen, Füße der Bass Drum usw.) zum Tragen, denn das alles schwingt mit und macht Sound.
Um diesen Sound nicht unnötig abzuwürgen, montieren viele Profis ihre Toms nicht auf der Bass Drum, um sie von der Last zu befreien und freier schwingen zu lassen.

Bei den Toms gibt es dafür ganz eigene Haltesysteme, die die Trommeln möglichst nicht in ihrer Schwingung beeinflussen. Schon bei manch gutem Einsteigerset werden die Tomhalter nicht mehr direkt am Kessel verschraubt oder ragen gar in diesen hinein. Ursprünglich hatte Gary Gauger in den 80ern die Idee, eine Trommel ohne jede zusätzliche Bohrung aufzuhängen. Das Resultat war das RIMS (Resonance Isolation Mounting System), dabei hält sich der komplette Halter an den Stimmschrauben der Trommel fest. Mittlerweile gibt es die unterschiedlichsten Varianten.

Die Snare und ihr Teppich

Für viele Drummer ist die Snare Drum das wichtigste Teil im Schlagzeug Set, ein guter Snaresound kann schnell zum Markenzeichen werden. Als einzige hat sie am speziellen, sehr dünnen Resonanzfell einen anliegenden Teppich aus Metallspiralen zu bieten, der ihr zuerst auch den Namen Schnarrtrommel verlieh, bevor das dann im Englischen zur Snare Drum wurde. Dieser Teppich bringt das bekannte kurz knackige Rascheln in den Sound und erzeugt dieses crispe Flair selbst bei leisen Wirbeln. Mit abgespanntem Teppich klingt die Snare sehr hoch tönend mit etwas Bauch, fast wie eine Timbale in der Latin-Musik. Oft sind die Teppiche verchromt, das führt mit der dadurch groben Oberfläche zu recht satten Sounds, feiner, brillanter und sensibler in der Ansprache sind unbeschichtete Versionen aus Edelstahl. Alternativen sind Teppiche aus Messing für wärmeres Rascheln oder Bronze für noch mehr Fülle. Die Breite des Teppichs bestimmt den Rauschanteil im Snaresound. Normal sind 20 Spiralen, 24 bringen etwas mehr Biss, 30er und 40er Versionen erhöhen den Anteil des Teppichs am Snaresound drastisch.

Quelle: www.musik-produktiv.de